Sie behandeln Menschen, deren Gesundheitszustand stündlich kippen kann. Wie gehen Sie mit diesem Wissen um?
Die große Verantwortung ist mir sehr bewusst, denn ein Fehler kann hier schlimmstenfalls dazu führen, dass ein Mensch stirbt. Der Last dieser Verantwortung steht allerdings eine sehr sinnstiftende Aufgabe gegenüber: Es gibt kaum einen Fachbereich der Medizin, in dem man Patienten so gut helfen kann, wie in der Kardiologie.
Obwohl es sich meist um so schwere Krankheiten handelt?
Ja, denn anders als in einigen anderen Fachrichtungen, findet man bei Herzpatienten nahezu immer die Ursache. Und in der Regel können wir diese auch gut behandeln. Hier hat sich die Medizin in den vergangenen Jahren in Riesenschritten weiterentwickelt.
Aber bei Herzschwäche sind die Möglichkeiten doch begrenzt…
Sie ist zwar nicht heilbar, aber auch hier sind die Therapiemöglichkeiten sehr gut. Es ist ähnlich wie bei Krebs: Eine Herzschwäche ist sehr gefährlich, aber wenn sie früh erkannt wird, ist sie meist gut behandelbar. Leider stellen wir fest, dass vor allem junge Menschen oft erst spät zum Arzt gehen.
Woran liegt das?
In jungen Jahren hat der Körper bessere Reserven und kann die Herzschwäche länger kompensieren. Zudem werden die klassischen Symptome – vor allem der deutliche Leistungsknick und Atemnot – nicht dem Herzen zugeordnet. Auf der HI-Wach haben wir regelmäßig junge, eigentlich gesunde Patienten, die ein künstliches oder ein Spenderherz brauchen.
Ihr Team muss täglich neu ausloten, ob ein Patient in Lebensgefahr ist. Wie gelingt Ihnen das?
Wir überwachen ja durchgängig die Vitalwerte der Patienten, so können wir Veränderungen und Probleme frühzeitig erkennen. Aber um die individuelle Situation wirklich gut beurteilen zu können, muss man auch sehr nah am Patienten dran sein. Das können die Pflegefachpersonen bei uns oft besser leisten als die Ärzte.
Setzt das nicht eine große medizinische Expertise voraus?
Doch, und die ist bei unseren Pflegenden durchweg vorhanden. Sie sind alle hervorragend ausgebildet, viele sind Intensiv-Pflegefachpersonen. Sie haben in der Regel ein sehr gutes Gespür für die Konstitution und den Krankheitsverlauf der Patienten. Zwar tragen die Ärzte die Verantwortung für die medizinischen Entscheidungen, aber die Pflegefachpersonen tragen einen wesentlichen Teil dazu bei. Und nur im Team, berufsgruppenübergreifend, ist die bestmögliche Versorgung sichergestellt.